
Unsere Highlights - Historismus
Unsere Highlights - HistorismusHistorisches Jagdzimmer

Historisches Jagdzimmer
Wien um 1880
Lange Zeit ein Privileg des Adels, wurde nach der Revolution 1848 die Jagd auch bei wohlhabenden Bürgerlichen zu einem standesgemäßen Freizeitvergnügen. Damit fanden nach adeligem Vorbild auch in bürgerlichen Landhäusern Jagdzimmer Eingang. Sie wurden gerne mit Möbeln aus Geweihen ausgesstattet, für die sich bald eine spezielle Möbelindustrie herausbildete.
© BMobV, Foto: Lois Lammerhuber
Thronarrangement aus der Wiener Hofburg

Thronarrangement aus der Wiener Hofburg
Wien, 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Der Thron diente Kaiser Franz Joseph als Zeremonialmöbel. Das in historistischen Formen geschnitzte und vergoldete Gestell sowie eine Bespannung mit Goldbrokat verleihen ihm eine funktionsgemäße Repräsentativität. Man musste dem Thron die gleiche Ehrerbietung erweisen wie dem Herrscher selbst. Auch wenn der Thron leer war, durfte man ihm nicht den Rücken zuwenden.
© BMobV, Foto: Lois Lammerhuber
„Wappensaal“ aus der Villa Nagler

„Wappensaal“ aus der Villa Nagler
Kaltleutgeben, um 1883
1993 wurde die Ausstattung dieser Bibliothek aus einer bürgerlichen Villa nahe Mödling, die vor dem Abriss stand, als Beispiel eines späthistoristischen Interieurs für das Hofmobiliendepot angekauft. Der „Wappensaal“ war als Huldigungsraum für Kaiser Franz Joseph gestaltet. Die namensgebenden Wappen der Kronländer zieren die Schrägen zwischen Kassettendecke und Seitenwänden.
© SKB
Tafelstuhl

Tafelstuhl
Wien, um 1855
Stühle dieses Neorokoko-Modells waren unter Franz Joseph als allgemeiner Tafel- und Beistellstuhl bei Hof in Gebrauch. Mit den Farben Weiß, Gold und dem Rot des „Ananasdamasts“ zeigt er jene Farbtrias, die für kaiserliche Interieurs der franzisko-josephinischen Epoche typisch war. Aber auch noch heute nehmen Gäste bei Galadiners des österreichischen Bundespräsidenten auf Stühlen dieser Art Platz.
© SKB_BMobV, Foto Marianne Haller
Tisch aus dem Palais Ephrussi, Theophil Hansen

Tisch aus dem Palais Ephrussi, Theophil Hansen
Wien, um 1873
Mit dem Palais Ephrussi schuf der Architekt Theophil Hansen ein typisches Gründerzeit-Palais an der Wiener Ringstraße. Es wurde als durchkomponiertes „Gesamtkunstwerk“ in Formen der Neorenaissance konzipiert, wobei Architektur und Raumausstattung bis ins letzte Detail aufeinander abgestimmt waren. Zum Mobiliar gehörte dieser kleine, vielgestaltig dekorierte Tisch aus vergoldeter Bronze.
© BMobV, Tina King
Es ist mein Wille, dass die Erweiterung der inneren Stadt Wien ehestmöglich in Angriff genommen werde. (Kaiser Franz Joseph I.)
Beim Bau der Ringstraße erlebte Wien mit dem Historismus noch einmal eine Kunstblüte, die mit der des Barock vergleichbar war. Der Prachtboulevard geriet ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Ort der fulminanten Selbstdarstellung einer ganzen Epoche. Der Rückgriff auf vergangene Stilepochen betraf aber nicht nur die Repräsentationsbauten und Palais, sondern auch ihre Einrichtung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts knüpfte man auch beim Wohnstil an frühere Stilrichtungen an und kombinierte, was die Historie hergab. Der Wiener Hof orientierte sich mit Vorliebe am Rokoko aus der Zeit Maria Theresias. Hoch in Mode beim aufstrebenden Wiener Bürgertum hingegen waren große, schwere Neo-Renaissance- oder Neo-Barock-Möbel, geschmückt mit Säulen, Medusenköpfen und Akanthusblättern, oder Herren- und Speisezimmer im „Altdeutschen Stil“.
Das Resultat waren oft düstere, überladene Räume oder bizarre Auswüchse wie Jagdzimmer mit Geweihmöbeln. Als besonders eindrucksvolles Beispiel für ein spät-historistisches Interieur zeigt das Hofmobiliendepot den „Wappensaal“, eine Bibliothek als Huldigungsraum für Kaiser Franz Joseph.
Unberührt von den Stilfragen des Historismus entwickelte der Möbelhersteller Thonet seine berühmten Bugholzmöbel. Hoch moderne Produkte, die ihrer Zeit so weit voraus waren, dass diese Biegetechnik später auch von den großen Entwerfern der Wiener Moderne aufgegriffen wurde.